Milena Schilling

Drei Jahre lang fotografierte Milena Schilling 45 Menschen aus Konstanz nackt im Bodensee. Menschen aller Körperformen und Hintergründe im Alter von 18 bis 73 Jahren tauchten vor ihrer Kamera ab.

Der Antrieb zu dieser Fotoserie entspringt einer atemberaubenden Begegnung mit der Natur im offenen Meer und der Erkenntnis: Bestehen wir zwar selbst aus 60–70 % Wasser, bleibt uns dieses Element doch unzähmbar überlegen und zugleich lebensnotwendig. Obwohl 71 % der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, kann der Mensch darin nicht leben. In der scheinbar unendlichen blauen Weite zu schwimmen, prägte die Fotografin tief und wurde der Beginn einer fotografischen Reise zum Wasser als Ursprungselement allen Lebens: O R I G I O.

Für das daraus entstehende Projekt entwickelte die junge Fotografin ein präzises Konzept und sprang damit schließlich erneut buchstäblich ins kalte Wasser – diesmal vor der eigenen Haustür in den Bodensee. Zunächst suchte sie Unterwasserspots in Ufernähe, weitete ihre Ortswahl jedoch rasch aus und entschloss sich schließlich, einen Segelschein zu machen. So brachte sie ihre Gruppe mit dem Segelboot ins tiefere Wasser, um die geplanten Szenerien unter der Oberfläche zu formieren.

Jede Komposition reifte in der Theorie, wurde an Land geprobt und schließlich im Wasser modelliert und fotografisch eingefangen. Doch dabei spielte die Natur regelmäßig all ihre Willkür aus: Wassertemperatur, Windstärke, Witterungsverhältnisse der Vortage, Pflanzen – nichts war planbar, verlässlich oder gar wiederholbar. Erst bei Wassertemperaturen unterhalb von 12 Grad war eine klare Sicht möglich. Die Tauchenden konnten deshalb nur wenige Minuten im kalten Bodensee verharren, und die Fotografin konnte pro Tauchgang nur eine einzige Aufnahme auslösen. Erst später am Bildschirm zeigte sich die Qualität der Bilder, die dem Projekt seine analogähnliche Echtheit verleihen. Entstanden ist ein uns gleichermaßen alltäglicher und in dieser Form doch unbekannter, malerischer Blick auf eine Welt im nassen Element.

Die mystische Ästhetik der Bilder wurde inspiriert von Gemälden und Skulpturen der Renaissance. Die Trübungen des Sees und das sanfte Licht des bewölkten Himmels erzeugen einen zeitlosen Charakter der Fotografien und wecken Erinnerungen an unseren Ursprung: Jedes menschliche Leben wächst umschlossen von Fruchtwasser heran. Beinahe schwerelos, frei von Besitztümern, getragen von einem Element, das keine Grenzen, Sprachbarrieren oder Hierarchien kennt.
Milena Schillings Fotografien öffnen unseren Blick und nähren unsere Sehnsucht nach ursprünglicher Verbundenheit – sowohl mit unserer eigenen Spezies als auch mit dem Wasser, das unseren Lebensraum von allen anderen bekannten Planeten unterscheidet. Die Serie zeigt auch, wie vielfältig schön der menschliche Körper ist.

Und das Werk O R I G I O steht erst am Anfang: Derzeit bereitet sich Milena Schilling darauf vor, eines Tages zu den gigantischen Meeressäugern zu segeln, um Wale im respektvollen Wechselspiel mit dem puren, winzigen Menschen zu fotografieren.

O R I G I O ist eine Hommage an das Leben, daran, wie facettenreich und von Schönheit erfüllt es ist. Ein demütiger Blick auf das Element Wasser, dem wir Menschen alle gleichermaßen unsere Existenz auf der Erde verdanken, sowie eine Erinnerung daran, dass wir alle aus dem gleichen Wasser geformt sind und darüber miteinander verbunden.

 

Biografie

Milena Schilling, geboren 1996, lebt und arbeitet als Fotografin in Konstanz am – und häufig im – Bodensee. Solowerke ebenso wie Gruppenausstellungen der jungen Nachwuchskünstlerin wurden bereits in Deutschland sowie international beispielsweise in Frankreich oder dem Iran gezeigt und mit bedeutenden Preisen gewürdigt.

Ländlich aufgewachsen auf einem ehemaligen Bauernhof in Süddeutschland, begann sie mit 14 Jahren, den Menschen durch die Linse zu erforschen. Doch nicht nur der Mensch – auch die umgebende Natur spielte schon immer eine prägende Rolle in ihren Werken. Ihre erste Spiegelreflexkamera finanzierte sie aus einem Erbe ihrer Großmutter und richtete ein Fotostudio auf dem elterlichen Dachboden ein. Schon als Schülerin sah Milena Schilling ihren Weg als Fotografin klar vor sich und ließ sich von diesem Traum durch nichts abbringen.

Mit einem Bachelor in Konstanz und einem Masterabschluss in Photographic Studies in Dortmund trieb Milena Schilling ihre beeindruckende Karriere voran: Heute lebt sie nicht nur Vollzeit von ihrer Fotografie, sondern unterrichtet dieses Fach auch an der Hochschule Konstanz, wo sie als Stipendiatin für junge Professorinnen ausgezeichnet wurde. Ihre freien Projekte und Auftragsarbeiten basieren auf starken Konzepten und sind von künstlerischen Einflüssen durchzogen. Sie bewegen sich zwischen Corporate-, Editorial-, Porträt- und Werbefotografie.

Milena Schilling ist aktives Mitglied in Netzwerken wie dem BFF, dem Female Photoclub sowie dem Fotobus e.V. und engagiert sich ehrenamtlich als Jurorin bei Fotografie-Awards.

 

Alle Fotos: Milena Schilling | www.milenaschilling.de
Text: Leica

 

Ausstellungsdauer: 12. April bis 12. Juli 2025
Eröffnung: Freitag, 11. April 2025, Beginn: 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei! Die Fotografin ist anwesend
Samstag, 12. April 2025 – um 12.00 Uhr führt Milena Schilling durch ihre Ausstellung

Öffnungszeiten
Montag bis Freitag: 10.00 – 18.30 Uhr
Samstag: 09.30 – 17.00 Uhr
Oder nach Vereinbarung