Gimme Shelter ist eine intensive, sinnliche Erfahrung. Zunächst sonnenbeschienen und eindeutig, fesseln die Fotografien von Florian Geiss auf den zweiten Blick durch ihre ins Mysteriöse changierende Atmosphäre, die viele Fragen stellt und keine eindeutig beantwortet.
Jedes einzelne Motiv imitiert die Reaktion auf ein Erlebnis, welches aber vorenthalten wird. Es entsteht ein Verlangen, die Geschichte dahinter kennenzulernen. Doch keine Bildunterschrift hilft. Als Bildfolge nehmen die Fotografien in Gimme Shelter den Betrachter mit ihrer leicht surrealen Atmosphäre gefangen, obwohl die emotional aufgeladenen Bilder auch im Verlauf des Buches keiner stringenten oder auch nur eindeutigen Handlung folgen. Eher könnte man von einer filmischen Inszenierung im Stile der Nouvelle Vague sprechen, einer Kombination von essayistischen und metaphorischen Erzählmustern von Bild zu Bild. Erst im Rhythmus des Umblätterns fügen sich die Motive dann schlüssig zu einem Ganzen, zu einem Stimmungsbild, aus dem der Betrachter am Ende wehmütig und sehnsuchtsvoll bewegt in die Realität zurückkehrt.
Florian Geiss’ spürbar bewusster Umgang mit Farbe und Licht spiegelt den Ansatz der American New Color Photography. In der unfarbigen Farbigkeit der Roadtrip-Fotografien von Stephen Shore oder Joel Sternfeld aus den späten 1970er Jahren schwingt die gleiche Melancholie mit, die auch
Gimme Shelter so eindrucksvoll macht.
Sebastian Lux
„Eine besondere Bedeutung kommt meiner
Ansicht nach jenen photographischen Werken
zu, die neue Sichtweisen auf Würde
und Verletzbarkeit des Menschen eröffnen.
Florian Geiss gelingt dieser Blick.“
F.C. Gundlach
Florian Geiss – Gimme Shelter
2017. 128 Seiten, 90 Abb., gebunden
30,00 x 25,00 cm
ISBN 978-3-7757-4265-8
40,00 EUR